v. l.: MdL Daniel Sieveke, Andrea Wulf, Chefin der Paramentik, Bataillonsschriftführer Josef Jakobsmeyer, Kommandeur Raimund Voß, Schützenkönig Olaf Pippert, Geschäftsführer Markus Cink, Verwaltungsleiterin Sr. Angelika Hellbach und Oberst Michael Pavlicic

Mit zwei von Grund auf restaurierten Fahnen kehren die Schützen Schloß Neuhaus mit großer Zuversicht aus dem Corona-Lockdown zurück ins „normale“ Schützenleben. Mit Hilfe des „Heimat-Schecks“ des Landes Nordrhein-Westfalen und der Handwerkskunst der Paramentenwerkstätte der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut im Missionshaus Neuenbeken ist das Werk nun vollendet und kann bei nächster Gelegenheit dem Schützenvolke präsentiert werden.

Vereine und das Vereinsleben haben besonders gelitten unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie: So mussten zum zweiten Mal in Folge alle Schützenfeste abgesagt werden, vielfach gab es nur auf wenige Personen begrenzte Präsenzaktivitäten. Doch überall im Paderborner Land haben die Vereine den Kontakt zu ihren Mitgliedern aufrechterhalten, zumeist übers Internet und Nachbarschaftshilfe. Zeit genug also, über Dinge nachzudenken, die im Jahreslauf oft im Hintergrund stehen, auch wenn sie im wahrsten Wortsinn das Aushängeschild historischer Vereine sind: etwa die Schützenfahnen. Die älteste Fahne des Bürger-Schützen-Vereins Schloß Neuhaus 1913 – St. Henricus-Bruderschaft wurde beim ersten Schützenfest nach der Gründung im Jahre 1914 erstmals präsentiert. Oft benutzt und penibel gepflegt, hatten ihr das Wetter und Zeit arg zugesetzt, so dass sie auf den Tag genau 90 Jahre später außer Dienst gestellt und die neue Fahne feierlich geweiht wurde.

Während der Pandemiezeit kam dem Bataillonsvorstand um Oberst Michael Pavlicic die Idee, nun beide Fahnen fachmännisch aufarbeiten zu lassen, denn auch die neue Fahne zeigte bereits wieder Alterungsspuren nach fast 20 Jahren. Eine wichtige Entscheidungshilfe dabei sei die finanzielle Hilfe des Landes NRW über den „Heimat-Scheck“ gewesen, betonte Oberst Michael Pavlicic anlässlich der Übergabe der beiden Fahnen im Missionshaus. „Diese 2.000 Euro waren der Grundstock, das ist gezielt eingesetztes Geld des Heimatministeriums für Projekte der Vereine“, dankte Pavlicic Ministerin Ina Scharrenbach und in ihrer Vertretung dem Paderborner Landtagsabgeordneten Daniel Sieveke. Insgesamt kostete die Restaurierung rund 8.000 Euro.  Sieveke ermuntert in diesem Zusammenhang die heimischen Vereine, zu überprüfen, inwieweit sie noch Projekte haben, um ebenfalls die Landesförderung zu beantragen. „Das geht in aller Regel schnell und unbürokratisch.“ Jährlich fördert das Land 1.000 Projekte mit jeweils 2.000 Euro. Eine weitere Finanzspritze des Landes hatte der Heimatverein Schloß Neuhaus für Maßnahmen zur Digitalisierung bekommen.

Es sei nicht nur eine Förderung des Vereins, sondern auch des Handwerks, zog Sieveke Bilanz: Da stecken jede Menge Fleiß und Liebe zum Detail drin.“ Solche Feinarbeit könne heute kaum noch bezahlt werden. „Auch wenn wir alle nach Digitalisierung streben, wird uralte Handwerkskunst immer ihren Stellenwert behalten.“

Rund 300 Stunden haben die vier Mitarbeiterinnen der Paramentenstickerei mit ihrer Chefin Andrea Wulf in die Restaurierung gesteckt, davon 225 allein in die ältere Fahne. Und Verwaltungsleiterin Schwester Angelika Hellbach ergänzt: „Wir sind dankbar für die Hilfestellung der Vereine durch die Politik, denn dadurch konnten wir unsere Mitarbeiterinnen während der Pandemie weiter beschäftigen, ohne Kurzarbeit zu beantragen. Gefertigt wurden die restaurierten Fahnen unter sorgfältiger Weiternutzung der historischen Schriftzüge und Bilder aus Perlsamt und Kunstseide. Sie zeigen u.a.  Abbilder des Kaisers Heinrich II auf jeweils einer Seite und markante Gebäude (Pfarrkirche St. Heinrich und Kunigunde, ev. Christuskirche, Haus Kirchthombansen, Residenzschloß und Pfarrkirche St. Joseph Mastbruch) sowie Schriftzüge und das Neuhäuser Wappen.

Die Paramentenstickerei in Neuenbeken gibt es seit 95 Jahren, seit 60 Jahren ist sie Meisterwerkstatt für alle Arten von Stickereien, angefangen von Stolen, Paramente, Fahnen und Wandbehängen über Restaurierungen bis hin zu Sonderwünschen für Trachtenhauben Puppenkleider, Hosen und Jacken.